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Nix wie weg?
Wenn Schüler das Schulgebäude verlassen wollen

Halloween
Englischer Humor - schwarz auf weiß

Halloween spielt in England eine ganz andere Rolle als in Deutschland. Schon am ersten Tag fanden wir an der Schultür einen großen Zettel: "Bitte am Dienstag verkleidet kommen". Die Bedeutung dieses Festes wurde mir deutlich, als ich am Montag vormittag in der Bibliothek zwei Schüler antraf, die sich darüber unterhielten, wie sie bis morgen noch einmal nach Plymouth, der nächsten größeren Stadt, kommen könnten, um ein Kostüm zu erwerben. Da wir von K.R.Ä.T.Z.Ä. sowieso überlegt hatten, einen Abstecher in diese Hafenstadt zu machen, bot ich an, hinzufahren. Meine Idee war, diese Tour (bis Plymouth sind es ca. 25 km) gleich zu einem kleinen Busausflug umzufunktionieren, an dem vier Leute von uns und vier Sands-Schüler teilnehmen können. So hatten wir gleich ein paar Stadtführer und die Gelegenheit, uns besser kennenzulernen.

Gleichzeitig zweifelte ich am Optimismus, den Orion (der wegen des Kostümkaufs Interesse an der Fahrt hatte) zu haben schien. Schließlich war ein ganz normaler Schultag. Außerdem ging es ja nicht nur um seine Abwesenheit, sondern auch um die seiner drei Mitschüler.

Doch ich sollte mich getäuscht haben. Es dauerte nur wenige Minuten, da hatte er die anderen Mitfahrer zusammen - schneller als sich Leute von uns fanden, die gerade an keinem Unterricht teilnahmen. Ich bestand darauf, daß mir ein Lehrer der Schule bestätigte, daß die Abwesenheit der Schüler in Ordnung sei. Auch das war kein Problem. Uns wurde sogar versprochen, daß vom Mittagessen etwas für uns aufgehoben wird.

Als wir nach knapp drei Stunden zurück waren, zeigte mir Orion, wie es funktioniert, wenn man sich abmelden möchte. Im Büro, das wie fast alle Klassenzimmer ein größeres Wohnzimmer mit Sofa und Teppich ist, hängt neben dem Schreibtisch ein weißes Blatt, die "Abwesenheitsliste". Das Büro ist immer offen, Schüler und Lehrer gehen nach Bedarf ein und aus. Wer das Schulgebäude verlassen möchte, schreibt seinen Namen, das Ziel und die Dauer seiner Unternehmung auf. Das ist alles. Man benötigt also keine Erlaubnis, es genügt, den Fall mitzuteilen. Offensichtlich gibt es keinen Grund, diese Verabredung nicht einzuhalten. Außerdem verlassen Schüler die Schule nicht in großer Zahl; der Zettel enthielt nur wenige Eintragungen.

Mir gehen die Regeln im John-Lennon-Gymnasium in Berlin nicht aus dem Sinn. Seit etwa einem Jahr gelten dort verschärfte Verbote, die es sogar den Schülern der Sekundarstufe 1 untersagen, das Schulgebäude während des Unterrichts zu verlassen. Am Tor müssen Lehrer stehen, die die Einhaltung dieser Vorschrift überwachen.

Das ist gruseliger als das scheußlichste Halloweenkostüm.

Mike Weimann

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