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Schwerkraft und Welt

Eindrücke aus einer Physikstunde in Sands

Die Science Lesson* fand am Dienstag statt, es war Halloween*. Also ruft der Lehrer erst mal im großem Haus an und fragt, ob denn noch jemand kommen will, da 10 Minuten nach dem Beginn der Stunde nur 3 Leute da waren.

Weitere 10 Minuten später kommen dann noch so 6-7 Leute, die Stunde kann beginnen. Also, der Science-Lehrer, ich glaub er hieß Gabriel, fing an zu fragen, ob man denn wisse, warum sich Dinge bewegen. Einer meldet sich und sagt, daß die Dinge, die sich bewegen, Kraft in sich gespeichert haben und diese abgeben. Der Science-Lehrer, der zur Zeit Physik behandelt, aber auch Chemie und Biologie unterrichtet, sagte, es stecke ein Funken Wahrheit drin, einige Dinge in der Aussage stimmten aber nicht.

Physikstunde in Sands
Schwierige Physikaufgaben im Sessel

Also rein in die Praxis. Erst mal einen Stift genommen und ihn ins andere Ende des Raumes geworfen. Der Stift bewegt sich. Bis ans Ende des Raumes. Der nächste Stift wird geworfen. Der Lehrer wirft nicht so stark, der Stift schafft es nicht bis ans Ende des Raumes, sondern fällt schon in der Mitte auf den Boden. Der nächste Stift wird extra schnell geworfen. Er schlägt mit großer Wucht gegen die Wand am Ende des Raumes. Was steckt dahinter? Der Lehrer sagt, ein physikalisches Gesetz hat damit zu tun. Lange Zeit bevor wir lebten, habe ein großer Physiker herausgefunden, daß alle Gegenstände zum Boden hin gezogen werden. Newtons Gesetze sind es. Er schreibt kurz die Gesetze, samt Formeln an die Tafel, und weiter geht es.

Kurz darüber geredet, daß wenn keine Luft da wäre, alles gleich schnell runterfallen würden. Schnell ein Video gekuckt, in dem Astronauten auf dem Mond eine Feder und einen Hammer fallen lassen, und siehe da, beide landen gleichzeitig! Hier auf der Erde hat er es anhand von 2 Gewichten gezeigt. Eines mit 100g und eines mit einem Kilo Masse. Trotz des großen Unterschieds an Masse, landen beide praktisch zur gleichen Zeit auf dem Boden. Macht einen ganz schönen Krach, wenn jemand dreimal hintereinander 2 Gewichte auf den Boden fallen läßt! Warum landen sie beide gleichzeitig? Nun, die Gleichung für das Gesetz dazu lautet F = m x g. Man muß schon etwas länger erklären, warum deswegen nun eigentlich alles gleich schnell auf den Boden fallen würde, wenn kein Luftwiderstand da wäre, es ist aber so. Er hat noch kurz erzählt, daß, wenn sich etwas bewegt (beschleunigt, bremst, gleich schnell bleibt), eine Kraft wirkt. Immer.

Danach hat Gabriel ein Diagramm vorgestellt, in dem man sieht, wie gefährlich die verschiedenen Verkehrsmittel sind. Inhaltlich haben Verkehrsstatistiken und die Newton'schen Gesetze aus meiner Sicht ziemlich wenig miteinander zu tun. Wenn man aber die Überschrift "Moving around" betrachtet, macht es schon ein wenig mehr Sinn. Es wird noch kurz über das Diagramm geredet, und dann war die Stunde auch schon zu Ende. Nach der Stunde haben wir noch kurz mit dem Lehrer gesprochen und gefragt, warum denn sein Unterricht so praxisorientiert sei. Seine Antwort war, der Unterricht sei so praxisorientiert, weil viele Leute ein sehr geringes oder kein Interesse an der Physik haben, und eigentlich nur kommen weil sie ihr GCSE* für Physik machen wollen, und er mit den vielen Experimenten ihr Interesse an der Physik wecken will.

Was soll man davon halten? Sind die Sandsschüler doch nicht so frei wie sie behaupten? Sicherlich, in der Schule können sie sich aussuchen, was sie wann mit wem lernen, aber nicht in der Welt vor der Schultür. Schüler, die sich von der Physik überhaupt nicht begeistern lassen, und sich eigentlich auch nicht begeistern lassen wollen, besuchen trotzdem den Physikunterricht, weil sie gerne ein GCSE in Physik hätten, damit sie später im Leben bessere Chancen haben. Kann man schlußfolgernd sagen, daß der Zwang in der Sandsschule also nicht mehr vom System Schule, sondern vom System Gesellschaft ausgeübt wird? Sicherlich sind Sands und Co. demokratisch und den Schülern geht es viel besser als an einer 08/15 Schule, aber noch nicht so gut, daß sie sich aussuchen können, was sie lernen wollen.

Fazit meinerseits: Schulen dieser Art sind ein erster Schritt, aber sie können sich nicht über die Gesellschaft hinwegsetzen, sie können es den Schülern leichter und besser machen, sie aber nicht von den Leiden befreien, die ihnen die Gesellschaft zufügt.

Max Trommer

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