November-Ausgabe

Kinderrechtliche News
News von Juli bis Oktober 1999
 

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Nummer 9 Jahrgang 2 Redaktionsschluß: 09.11.1999 Herausgeber: K.R.Ä.T.Z.Ä. Adresse: news, c/o K.R.Ä.T.Z.Ä., Dunckerstr. 11, 10437 Berlin Layout: Martin Wilke Beiträge: Martin Wilke (V.i.S.d.P.)


Juli 1999

 

Zensuren für Lehrer

01.07.1999 In einigen Hannoveraner Oberschulen werden nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer Zeugnisse erhalten. Dabei sollen mehrere Hundert Fünft- bis Zehntkläßler einen 60 Fragen umfassenden Fragebogen der Bürgerstiftung Hannover ausfüllen, um das Sozialverhalten ihrer Lehrer zu bewerten. Lehrer sollen so eine repräsentative, aber anonyme Rückmeldung bekommen. Die Bürgerstiftung sieht die Aktion als Weg zur Qualitätssicherung. Wenn das Projekt erfolgreich ist, soll es im Jahr 2000 auf die gesamte Region Hannover ausgedehnt werden. (Quelle: HAZ)

 

Gesetz zum Recht auf "gewaltfreie Erziehung" im Bundestag eingebracht

01.07.1999 Die Fraktionen von SPD und Grünen haben gemeinsam einen Gesetzesentwurf in den Bundestag eingebracht, mit dem Kinder "ein Recht auf gewaltfreie Erziehung" erhalten. Damit wäre auch der "Klaps auf den Po" nicht mehr erlaubt. Mit einem solchen Gesetz werde erstmalig vom Kind als eigenem Rechtsträger ausgegangen.

Strafrechtliche Konsequenzen sind allerdings nicht vorgesehen. Man hofft vor allem auf eine symbolische Wirkung, wie auch in Schweden und Österreich, wo die Gewalt gegen Kinder nach einem entsprechenden Gesetz stark zurückgegangen ist.

Die jugendpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Maria Eichhorn (CSU), befürchtet, daß ein einklagbares Recht des Kindes das Vertrauenverhältnis in der Familie zerstören und zu einer Kriminalisierung der Eltern führen würde. (Quelle: taz)

 

Studie zu Erziehungsverhalten von Müttern

05.07.1999 Eine Studie im Auftrag des Magazins Focus unter 1000 Müttern von drei- bis zwölfjährigen Kindern ergab, daß 81% ihren Kindern "wieder traditionelle Werte wie Autorität" vermitteln wollen. 40% beklagen mangelnden Respekt ihrer Kinder. 66% der Mütter glauben, daß ein Klaps ihren Kindern nicht schaden würde, 38% setzen ihn auch ein. Streit mit den Kindern gibt es vor allem in Bezug auf Aufräumen (65%), Fernsehen und Internet Surfen (55%), sowie Ins-Bett-gehen (54%). Außerdem ergab die Studie, daß Eltern in großen Städten wesentlich toleranter sind als jene in kleineren Gemeinden. (Quelle: AP)

 

Kirchen-Protest gegen Zensuren in LER

06.07.1999 Die evangelische Kirche hat die beschlossene Benotung des Faches Lebensgestaltung-Ethik-Religion (LER) scharf kritisiert. Dies sei "gegen alle Versprechen der Landesregierung bei Einführung dieses Faches und könne zum Einfallstor für neue ideologische Beeinflussung der Schüler werden". (Quelle: Lausitzer Rundschau)

 

PDS Sachsen für Wahlalter 14

07.07.1999 Der Entwurf eines Jugendmitbestimmungsgesetzes der sächsischem PDS sieht unter andem vor, das aktive und passive Wahlalter auf 14 zu senken. Das Gesetz soll im Herbst in den Landtag eingebracht werden. (Quelle: Junge Welt)

 

Kinderrechte in Österreicher Verfassung

08.07.1999 "Die UN-Kinderrechtskonvention, die vor 10 Jahren in Österreich mit einem Erfüllungsvorbehalt ratifiziert wurde, soll in den Verfassungsrang erhoben werden", fordert der Verein "Kinderfreunde" bei einem Fest im Bundeskanzleramt in Wien. Auch Bundeskanzler Viktor Klima will sich für eine Erhebung in den Verfassungsrang einsetzen. Zuvor jedoch bedürfe es einer genauen Überprüfung durch Verfassungsrechtler. (Quelle: Der Standard)

 

Schwänzer-Zahlen steigen / Knast für Schulschwänzer

13.07.1999 Dem Ordnungsamt Hannover zufolge wird die Anzahl der Anzeigen von Schulleitern über Schulschwänzen von 635 im Jahr 1996 auf etwa 1000 in diesem Jahr steigen. Die Hälfte der Anzeigen kommt von berufsbildenden Schulen.

Ab zehn Tagen droht ein Bußgeld. Wer dies nichts zahlen kann, muß gemeinnützige Arbeit leisten. Resistenten Schülern droht die Zuführung zur Schule durch die Polizei. Hilft auch dies nicht, kann das Amtsgericht Arrest verhängen. In Bayern durchsucht die Polizei vormittags die Fußgängerzonen nach Schulschwänzern. Der Ordnungsamtsleiter meint dazu: "Das wäre einen Versuch wert."

(Neue Presse)

 

CDU fordert Entzug des Kindergeldes bei Schulschwänzen

13.07.1999 Da immer mehr Schüler kurz vor den Sommerferien fehlen, fordert die Hamburger CDU, Eltern das Kindergeld zu kürzen, die die Schulpflicht verletzen, um billigere (außerhalb der Hauptsaison liegende) Urlaubsflüge zu bekommen. (Quelle: Die Welt)

 

Sexualkunde für bayrische Kinder Pflicht

13.07.1999 Das Verwaltungsgericht München hat die Klage eines Vaters abgewiesen, der seine Kinder vom Sexualunterricht befreien wollte. Da der Sexualkunderunterricht Verhütungsmittel und Verkehr mit wechselnden Partnern bejahe, sieht der Vater "die kindliche Unschuld" und das Recht auf Erziehung seiner Kinder "im Sinne christlicher Wertvorstellungen" verletzt. Dabei beruft er sich auf ein Schreiben des Päpstlichen Rates. Das Gericht argumentierte, Sexualkunde sei ein Pflichtfach und verwies auf eine Bundesverfassungsgerichtsentscheidung aus dem Jahr 1977.

 

Kopfnoten in Sachsen wiedereingeführt

15.07.1999 Bereits ab dem Schuljahr 1999/2000 wird es in Sachsen wieder die nach der Wende abgeschafften Kopfnoten für Ordnung, Mitarbeit, Betragen und Fleiß geben. Kultusminister Rößler (CDU) hat eine entsprechende Verordnung unterschrieben.

Kopfnoten wird es von der zweiten bis zur zehnten Klasse geben, nicht jedoch auf dem Abschlußzeugnis. Die Zensuren, die es nur von Eins bis Fünf gibt werden auch nicht für die Versetzung relevant sein.

Unter "Ordnung" wird zum Beispiel Sorgfalt und Pünktlichkeit verstanden, "Mitarbeit" beinhaltet Teamfähigkeit, die Beteiligung am Unterricht, Kreativität und Verantwortungsbereitschaft. Zu "Betragen" zählen Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, Rücksicht, Toleranz und der Umgang mit Konflikten. "Fleiß" beschreibt Lernbereitschaft, Zielstrebigkeit, Ausdauer und Regelmäßigkeit bei der Aufgabenerfüllung. An der Notenfindung sollen alle Lehrer, bei denen ein Schüler Unterricht hat, beteiligt werden.

Durch Kopfnoten soll die Erziehungsfunktion der Schule gestärkt werden.

 

Brandenburger Grüne gegen neue SPD-Bildungspolitik

16.07.1999 Mit einer landesweiten Kampagne wollen die Brandenburger Grünen unter dem Motto "Zeit zum Lernen" gegen die neue SPD-Bildungspolitik protestieren. Die Grünen sind z.B. gegen das Abitur nach 12 Jahren, weil dadurch die Anzahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden um ca. vier erhöht werden müßte und "nur noch abfragbares Wissen eingepaukt" würde. Auch Kopfnoten und Zentralabitur werden abgelehnt. Dadurch würden kritisches Denken und Kreativität verhindert. "Die Schüler würden nur noch genormt und gepreßt werden." (Berliner Morgenpost)

 

Summerhill von Schließung bedroht

20.07.1999 Die weltberühmte Summerhill School ist von Schließung bedroht. Die Inspektoren verlangten unter anderem, daß der Unterrichtsbesuch Pflicht werden müsse. Da dies aber gegen ihre Prinzipien verstoße, lehnt Schule dies strikt ab. Bei Nichteinhaltung der erteilten Auflagen kann die Schule im nächsten Jahr vom Staat geschlossen werden.

Entgegen des Inspektionsberichtes liegt das Bildungsniveau an Summerhill jedoch nicht unterhalb der Minimalstandards. Es liegt im Landesdurchschnitt. Summerhill, das als "die älteste Kinderdemokratie der Welt" gilt, will mit einer großen Kampagne nicht nur das Überleben der Schule, sondern Bildungsvielfalt überhaupt verteidigen. Dazu werde man notfalls auch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen. (Informationen zur Kampagne und zu Summerhill allgemein gibt es unter: www.s-hill.demon.co.uk oder unter summerhill.paed.com) (Quelle: Der Standard, u.a.)

 

Wahlalter bleibt bei vorerst bei 18

21.07.1999 Das Wahlalter in Bremen wird nun doch noch nicht auf 16 Jahre gesenkt. SPD und Grüne, die eine Senkung befürworten, hätten zwar eine Mehrheit im Parlament. Die CDU aber, die mit der SPD eine großere Koalition bildet und die Senkung ablehnt, hat den entsprechenden Tagesordnungspunkt ausgesetzt. (Quelle: taz Bremen)

 

Italien will Schulpflicht verlängern

22.07.1999 Das römische Parlament plant, das Ende der Schulpflicht vom 15. auf das 18. Lebensjahr zu verlegen. (Quelle: Die Presse)

 

GEW gegen Zensuren in Klasse 1

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat anläßlich der Zeugnisausgabe an die Eltern appelliert, Zensuren nicht überzubewerten. Generell sollten Zensuren in der 1. bis 4. Klasse abgeschafft und durch individuelle Lernentwicklungsberichte ersetzt werden. (Quelle: Berliner Zeitung)


 

August 1999

 

NRW-SPD verteidigt Wahlrecht ab 16

02.08.1999 Die SPD-Landtagsabgeordneten aus Löhne und Herford sehen in dem Wahlrecht für 16- und 17jährige ein dauerhaftes Mitbestimmungsrecht. Der CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers hatte sich für eine Anhebung des Wahlalters ausgesprochen wenn die 16- und 17jährigen nicht genügend Interesse bei der Kommunalwahl am 12. September zeigten. Wer das Wahlrecht abhängig mache von der Wahlbeteiligung, offenbare jedoch ein fragwürdiges Verhältnis zur Demokratie, so die SPD-Abgeordneten. (Quelle: OWL-online)

 

Befristete Ausgangssperren sind Flop

19.08.1999 Der Pilotversuch der britischen Regierung, gewalttätige und kriminelle Kinder anstelle von gerichtlichen Strafmaßnahmen mit einer befristeten Ausgangssperre zu bestrafen, ist ein Flop. In keiner der zehn am Versuch beteiligten Großstädte ist die Sperre je vorhängt worden. Das Vorhaben soll allerdings nach wie vor im kommenden Jahr auf nationaler Ebene gestartet werden. (Quelle: epd)

 

Kirchen wollen Religion als reguläres Unterrichtsfach

24.08.1999 Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche in Berlin fordern, den bisher freiwilligen Religionsunterricht durch ein Wahlpflichtkonzept zu ersetzen, welches neben christlichem Religionsunterricht auch eine islamische Glaubensvermittlung sowie die Fächer Ethik/Philosophie und Lebenskunde vorsieht, unter denen sich die Schüler für eines entscheiden müssen. Für dieses Modell hat sich bisher nur CDU ausgesprochen. Die Senatsschulverwaltung lehnt es ab.

Derzeit nehmen 56% der Erst- bis Viertkläßler am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht bzw. am Weltanschauungsunterricht des Humanistischen Verbandes teil. In der 7. bis 10. Klasse liegt der Anteil bei etwa 20%, in der gymnasialen Oberstufe bei etwa 10%. (Quelle: Berliner Morgenpost)

 

Grüne kritisieren bildungspolitische Vorstellungen der Saar-CDU

24.08.1999 Christian Molitor, Landesvorstandssprecher der saarländischen Grünen, kritisierte die Ergebnisse des bildungspolitischen Zukunfts-Forums der CDU: "Die CDU will das Rad zurückdrehen, um die Zukunft zu gestalten. Die Gefahr ist, daß Schülerinnen und Schüler dabei unter die Räder kommen." Molitor warf der CDU vor, sie wolle durch die Hintertür eine überkommen "Rohrstock-Pädagogik" wieder einführen. CDU-Vertreter hatten gefordert, daß erzieheriche Maßnahmen wieder möglich sein müßten, ohne zuvor etliche Konferenzen abhalten zu müssen. (Quelle: Saarbrücker Zeitung)


 

September 1999

 

FDP will u.a. Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium

01.09.1999 Im Falle eines CDU/FDP-Wahlsieges in Schleswig-Holstein im Februar 2000 will die FDP, die das Bildungsministerium beansprucht, u.a. das Gymnasium zur Eliteschule machen und dort Schüler mit einer Haupt- oder Realschulempfehlung nur nach einer Aufnahmeprüfung zulassen. Die Zeit zum Abitur soll auf 12 Jahre verkürzt werden. "Das bedeutet an ein oder zwei Tagen Unterricht am Nachmittag." Zudem sollen die Hürden für das Abitur angehoben werden.

Die von der CDU geforderte Abschlußprüfung in Hauptschulen lehnt die FDP allerdings ab.

Des Weiteren soll es bereits ab der 3. Klasse Notenzeugnisse geben. (Quelle: Hamburger Abendblatt)

 

Direktoren wollen prügeln dürfen

01.09.1999 Rund 40 Direktoren von britischen Privatschulen wollen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg erreichen, daß sie in ihren Schulen die Prügelstrafe anwenden dürfen. Das Gesetz, welches Rohrstock und Riemen seit Anfang September auch in Privatschulen verbietet, verstoße gegen das Selbstbestimmungsrecht der Eltern. In staatliche Schulen war die Prügelstrafe erst 1987 verboten worden. (Quelle: Berliner Zeitung)

 

Ministerin für Altersgrenze bei Computerspielen

02.09.1999 Die rheinland-pfälzische Jugendministerin Götte (SPD) ist dafür, daß Computerspiele einer Jugendschutzprüfung unterzogen werden. Spielfilme mit Gewaltszenen unterlägen zwar der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, daraus abgeleitete Spiele jedoch nicht. (Quelle: dpa)

 

"Moderne" Kopfnoten in Niedersachsen

08.09.1999 Ab dem kommenden Schuljahr soll das Sozialverhalten niedersächsischer Siebent- bis Zehntkläßler mit "modernen" Kopfnoten gemessen werden, wie Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper (SPD) ankündigte. "Kriterien können Leistungsbereitschaft und Mitarbeit, aber auch das Einhalten von Regeln und das Übernehmen von Verantwortung sein". Anstelle von Ziffern werde es jedoch Standardformulierungen geben. Die CDU-Opposition begrüßte den Vorschlag, die Grünen bezeichneten ihn als populistisch. (Quelle: HAZ)

 

Mit 10 Jahren an die Uni

08.09.1999 Greg Smith ist mit 10 Jahren jüngster Student aller Zeiten. Die Mittelschule absolvierte er als Drittbester von 650 Schülern. (Quelle: Kurier Online)

 

4 000 000 Analphabeten

08.09.1999 Nach Schätzungen der Vereinten Nationen gibt es in Deutschland etwa 4 Millionen Analphabeten. Der Verein "Lesen und Schreiben" vermutet, daß die Dunkelziffer nochmal so hoch liege. (Quelle: AP)

 

Fernunterricht gefordert

09.09.1999 Der Deutsche Fernschulverband fordert, daß die Schulpflicht auch durch Fernunterricht erfüllt werden kann. So sei Lernen ohne vorgegebene Zeiten und Anwesenheitspflicht möglich. Zielgruppe seien z.B. Kinder von Schaustellern sowie hörgeschädigte Menschen. (Quelle: Stuttgarter Zeitung)

 

Schulfach "Ökonomie" gefordert

09.09.1999 Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat die bundesweite Einführung eines Schulfaches "Ökonomie" gefordert.

An sieben Gymnasien in Nordrhein-Westfalen läuft bereits ein Projekt "Wirtschaft in der Schule", das u.a. vom DAI getragen wird. In Bayern, Niedersachsen und Sachsen wird "Wirtschaft", als Wahlpflichtfach unterrichtet. In Großbritanien und den Niederlanden ist es normales Unterrichtsfach. (Quelle: Mannheimer Morgen)

 

SPD-Fraktionschef für Abi nach 12 Jahren

09.09.1999 Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Klaus Böger hat sich für das Abitur nach 12 Jahren ausgesprochen. Die Grundschule solle jedoch weiterhin sechs Jahre dauern. Zusätzliche Gymnasialklassen ab der 5. Klasse könne man trotzdem einrichten. (Quelle: Berliner Zeitung)

 

Widerstand gegen Schulstrafen

10.09.1999 SPÖ und LIF haben scharfe Kritik an Unterrichtsministerin Gehrer (ÖVP) geübt. "Sie führt die Schulen zurück in ein autoritäres Zeitalter, wo Angst und psychischer Druck dominieren." Statt mehr Regeln brauche die Schule mehr Demokratie, so SPÖ-Bildungssprecher Antoni. (Quelle: Die Presse)

 

Bildungspflicht bis 18

16.09.1999 In Italien wird die Bildungspflicht bis 18 ausgedehnt. Die Bildungspflicht kann jedoch auch durch den Besuch einer Berufsschule oder durch eine Lehre erfüllt werden. Im Rahmen der Bildungsreform wird auch die Matura (Abitur) ein Jahr früher als bisher abgelegt, da Grund- und Mittelstufe zu einer jetzt nur noch sieben Jahren langen Grundstufe zusammengelegt werden. (Quelle: Dolomiten Online)

 

Bundestag weist Wahlanfechtung wegen Kinderwahlrecht zurück

30.09.1999 Der Bundestag hat alle 102 zulässigen Einsprüche gegen die Gültigkeit der Bundestagswahl vom 27.09.1998 zurückgewiesen. Darunter auch die Wahlanfechtung dreier Mitglieder der Kinderrechtsgruppe K.R.Ä.T.Z.Ä., die den Grundsatz der Allgemeinheit der Wahl verletzt sahen. Gegen die Entscheidung wollen sie nun beim Bundesverfassungsgericht klagen. (Quelle: K.R.Ä.T.Z.Ä.)

 

Bundestagsdebatte über Kinderrechte

30.09.1999 Der Bundestag debattiert über den noch unter der Kohl-Regierung entstandenen 10. Kinder- und Jugendbericht. Außerdem wird eine Resolution der Fraktionen von SPD und Grünen erwartet, die sich für die Aufhebung der Vorbehalte gegen die UN-Kinderkonvention ausspricht. Allerdings wird die Resolution folgenlos bleiben, da u.a. das Innenministerium an dem Vorbehalt zur Einreise minderjähriger Flüchtlinge festhalten will: "Es ist nach deutschem Recht nicht möglich, dass ein jugendlicher Flüchtling ein Aufenthaltsrecht allein deshalb erhält, weil er noch nicht volljährig ist." (Quelle: taz)


 

Oktober 1999

 

Abitur mit fünf Fächern

02.10.1999 Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich darauf geeinigt, daß künftig auch fünf Fächer zum Abitur verlangt werden können. Anstelle des fünften Prüfungsfaches kann auch eine "besondere Lernleistung" erbracht werden, wie etwa ein Gruppenprojekt oder eine Arbeit bei "Jugend forscht". Der Umfang der Leistungskurse kann auf vier statt bisher fünf Wochenstunden gesenkt werden, sofern drei Leistungskurse belegt werden müssen. Mit ihrem Vorschlag, das Kurssystem der Oberstufe ganz aufzuweichen, konnte sich die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) jedoch nicht durchsetzen. Generell sollen Schulversuche erleichtert werden. (Quelle: Berliner Zeitung)

 

Kinder- und Jugendwahl in Berlin Mitte

04.10.1999 Am 1. Oktober fand im Berliner Bezirk Mitte die Jugendwahl 99 statt. Alle 11- bis 17jährigen waren aufgerufen auf originalen Stimmzetteln ihre Stimme zur Kommunalwahl abzugeben. Insgesamt nahmen 690 Kinder und Jugendliche an der Wahl teil. Das sind 12,7%.

Die Jugendstadträtin von Mitte, Eva Mendl, sagte, daß die Wahl zeige, daß bei den Kindern und Jugendlichen Interesse bestehe. Die Altersgrenze beim Wahlrecht solle abgeschafft werden.

Das Wahlergebnis lautet: PDS 34%, 21% SPD, 15% CDU, 9% Grüne, 8% NPD. 7% REP. (Quelle: Berliner Zeitung, Neues Deutschland)

 

5,0% für Kinderwahlrecht und Lernfreiheit

12.10.1999 Bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl am vergangenen Sonntag hat der 19jährige Einzelbewerber Martin Wilke 5,0% der Erststimmen im Wahlkreis 3 von Prenzlauer Berg erzielt.

Wilke, der der Kinderrechtsgruppe K.R.Ä.T.Z.Ä. angehört, setzt sich vor allem für die Abschaffung der Altersgrenze beim Wahlrecht, für Gleichberechtigung zwischen Kindern und Erwachsenen und für ein freiheitlich-demokratisches Bildungssystem ein, in dem Kinder und Jugendliche selbstbestimmen, was sie lernen.

Mit insgesamt 967 Stimmen (5,0%) erreichte Martin Wilke das zweitbeste Ergebnis unter den 26 Einzelbewerbern. Damit erreichte er nicht nur mehr Erststimmen als der beste Kandidat der F.D.P. in ganz Berlin, sondern auch mehr Erststimmen als 31 Direktkandidaten der Grünen. In jedem fünften Stimmbezirk erhielt Martin Wilke über 7%, in einem sogar 9,6%. (Quelle: K.R.Ä.T.Z.Ä.)

 

ÖVP uneinig über Senkung des Homosexualitätsalters

12.10.1999 Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) ist sich uneinig über die Senkung des Schutzalters für Homosexualität. Derzeit gebe es zwar keine Mehrheit der dafür, doch langfristig werde sich dies ändern, so der Wiener VP-Vorsitzende Bernhard Görg. (Quelle: Die Presse)

 

11jähriger im Gefängnis

14.10.1999 Der elfjährige Raoul Wüthrich sitzt in den USA seit sechs Wochen in Haft, weil er seiner kleinen Schwester beim Urinieren geholfen hat. Der Vorwurf lautet auf sexuelle Belästigung. Raoul war Anfang September kurz vor Mitternacht von der Polizei geweckt und in Handschellen abgeführt worden. Eine Nachbarin hatte die Kinder im Garten in Evergreen, einem Vorort von Denver, beobachtet und den Jungen angezeigt. Der Untersuchungsrichter formulierte inzwischen eine Anklage wegen „gewaltsamen Inzests". (Quelle: dpa)

 

Jugendunterdrückung und harte Strafen in den USA

21./23.10.1999 Laut einer Statistik des Zentrums für Jugendstrafjustiz wurden vergangenes Jahr in den USA insgesamt 2,8 Millionen Jugendliche unter 18 Jahren verhaftet, von denen ein Drittel jünger als 15 Jahre war. 1,7 Millionen Mal kam es zu einer Anklage. 108 000 Jugendliche sitzen derzeit in einem Gefängnis, 47 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Dies ist aber nicht auf höhere Kriminalität, sondern auf stärkere Strafverfolgung und härtere Strafen zurückzuführen. 11 von 12 Morden werden von Erwachsenen begangen. Unter-18-jährige begehen derzeit 39% weniger Morde als 1993. Außerdem sterben mehr Jugendliche durch Selbstmord als durch Mord.

200 000 Jugendliche wurden im letzten Jahr vor Erwachsenen-Gerichte gestellt. Rund 18 000 sitzen in Gefängnissen für Erwachsene, 70 Jugendliche warten auf ihre Hinrichtung – eine Behandlung, die auch gemäß der UN-Kinderkonvention verboten ist. Die USA haben sie jedoch als einziges westlichen Land nicht unerzeichnet.

In den USA sitzen Jugendliche in Gefängnissen, weil sie Schule schwänzen, von zu Hause weggelaufen sind, elterliche oder gesetzliche Ausgehverbote mißachtet haben, weil sie bei Ladendiebstählen oder mit Marihuana in der Tasche erwischt wurden. Einige besonders beeindruckende Fälle aus Georgia: Ein 12-Jähriger sitzt im Gefängnis, weil er durch ständiges Anrufen einen Nachbarn nervte, eine 14-Jährige, weil sie Graffiti malte, eine 16-Jährige, weil sie den Befehlen ihrers Vaters nicht folgte und im Zimmer ihre Sachen herumwarf. (Quelle: taz, Tagblatt)

 

Jusos kritisieren hessische Schulpolitik

23.10.1999 Auf einem Seminar des Juso-Unterbezirks Bergstraße wurde vor allem die Schulpolitik der CDU-Regierung kritisiert. Die geplante Einführung des Zentralabiturs werde den Leistungsdruck erheblich verstärken, wodurch sich immer mehr Schüler in psychologische Behandlung begeben müßten. "Im Mittelpunkt des neuen Hessischen Schulgesetzes steht scheinbar nicht mehr die Förderung aller Schüler, sondern die Auslese einer Eliteklasse." Die CDU wolle auch in Hessen eine reine "Paukschule", um die auserwählten Schüler auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. (Quelle: Main-Rheiner)

 

UN-Kinderparlament in Versailles

23.10.1999 Im französischen Versailles hat ein UN-Kinderparlament aus 348 14- bis 16jährigen aus 178 Ländern getagt. Die Jugendlichen befassten sich mit den Themen Frieden, Erziehung, Umwelt, wirtschftliche und gesellschaftliche Entwicklung sowie Solidarität, Kultur und Kommunikation. Vor allem wurden stärkere Bemühungen um Frieden gefordert. (Quelle: AFP)

 

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