Wie erleben dänische Schüler Schule?

Lisa Soika und Annebel Ugrinsky

In diesem Text wollen wir versuchen, die Lage der dänischen Schüler in den Schulen, die wir besucht haben, zu beschreiben.

Die Situation in der Hørsholm Lille Skole wirkte meistens entspannt, Lehrer und Schüler schienen ein sehr gutes Verhältnis zueinander zu haben. Das Schulgebäude ist ein größeres, verwinkeltes Bauernhaus und anders gestaltet als die Staatsschulen, die wir aus Berlin kennen, was sicherlich auch zu einer privateren Atmosphäre beitrug. Als wir mit den Schülern über ihre Situation in der Schule sprachen, äußerten sie sich fast nur positiv. Die meisten schienen gerne zur Schule zu gehen und die Lehrer nett zu finden. Ein einziger Schüler beklagte sich darüber, daß die Lehrer untereinander im Streit mit Schülern zusammenhalten. Außerdem fanden mehrere Schüler, daß, auch wenn von der Schule selbst kaum Druck ausgeübt wird, sie diesen um so mehr von ihren Eltern erfahren. Trotz der alternativen Ansätze, verlief der Unterricht in dieser Schule nahezu identisch wie in deutschen Schulen . Der Lehrer stand vorne und zog seinen Unterricht durch. Allgemein ist uns an dieser Schule aufgefallen, daß immer wenn Schüler die Schule kritisierten, es Streit mit den Lehrern gab (und Übersetzungsprobleme).

In der DAS (Den Alternative Skole) schienen alle zufrieden zu sein. Uns gefiel diese Schule auch besser als die Lille Skole, da Schüler und Lehrer gleichberechtigter zu sein schienen. Die Schüler haben, wie sie uns erzählten, auch deswegen ein gutes Verhältnis zu ihrer Schule, weil sie sich selbst um Gestaltung, Säuberung, Reparaturen usw. kümmern. Jeder Schüler hat eine "responsibility area", also einen Bereich für den er verantwortlich ist (z.B. Küche oder Musikraum). Außerdem wird an dieser Schule viel praktisch gearbeitet (jedes Jahr gibt es ein Praktikum), was den Schülern offenbar gut gefällt. Wir haben uns darüber gewundert, daß sich niemand über die fehlenden Wahlmöglich-keiten für Praktika beschwerte.

Die dänische Staatsschule hat in unseren Augen fast keinen Unterschied zur deutschen Regelschule: Das Gebäude der Schule ist sehr groß und unpersönlich, die Klassenfrequenzen sind hoch und das Verhältnis zu den Lehrern meistens schlecht - wir fühlten uns also fast wie zu Hause. Die Schüler fanden die Schule fast alle blöd, als sie wegen unseres Besuchs "frei" bekamen, freuten sie sich. An dieser Schule kann man sehen, daß es fast nichts bringt, in der Schule nur die Noten abzuschaffen.

Wir glauben, daß sich die Schüler der Alternativschulen im Allgemeinen wohler fühlen in ihrer Schule als die Schüler der Staatsschule. Sie erleben die Schule mehr als einen Lebens- und Lernort und in den meisten Fällen nicht als einen Ort, an dem sie zwangsweise den Vormittag verbringen müssen. Für die dänischen Staatsschüler ist die Schule vermutlich nicht anders als für uns in Berlin oder Deutschland.