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Willkommen im Knast

Es gibt zwar einiges an unserem Schulsystem auszusetzen, aber Du fragst Dich sicher, was Schule mit Knast zu tun hat. Ist es denn wirklich so schlimm?

Schulen und Gefängnisse haben viele Gemeinsamkeiten. Wir von K.R.Ä.T.Z.Ä. wollen mit dem Vergleich nicht die Gefängnisse verharmlosen, sondern auf die Ungerechtigkeiten im Schulsystem hinweisen.

Freiheitsentzug

Das Hauptmerkmal von Gefängnissen – nämlich daß Menschen zur Anwesenheit verpflichtet werden – trifft auf Schulen auch zu. Schüler werden durch die Schulpflicht gezwungen, mindestens 10 Jahre ihres Lebens in der Schule zu verbringen – egal ob es ihnen dort gefällt oder nicht. Und das obwohl sie nie ein Verbrechen begangen haben und nie verurteilt wurden. Gefangene, die sich im Offenen Vollzug befinden, dürfen das Gefängnis zeitweise verlassen, müssen danach aber wieder in ihrer Zelle anwesend sein. Den Schülern geht es im „Teilzeit-Gefängnis Schule“ ganz ähnlich.

Wieso wird die Schule wie ein Gefängnis geführt?

Verletzung von Grundrechten

Nicht nur die Freiheit der Person und das Recht, seinen Aufenthaltsort frei zu wählen, sondern auch andere Grundrechte werden sowohl in der Schule als auch im Gefängnis verletzt: Das Recht zu Demonstrationen oder sonstigen Treffen zu gehen, wird Gefangenen und während der Schulzeit auch Schülern vorenthalten. (Dabei ist die Versammlungsfreiheit ein wichtiges Merkmal der Demokratie!) Die Tätigkeiten der Schüler können auch als „Zwangsarbeit“ aufgefaßt werden, die laut Grundgesetz nur bei einer „gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig ist“. Wer seine Meinung frei äußert, muß oft mit Benachteiligungen rechnen. Persönliche Sachen werden einem weggenommen oder verboten und Briefe können von den Aufpassern gelesen werden.

Macht

Wie im Gefängnis herrscht in der Schule die „Obrigkeit“. Sie ist nicht demokratisch gewählt. Schüler müssen machen, was man ihnen sagt. Sie werden bevormundet und häufig nicht ernst genommen. Es wird in vielen Fällen Gehorsam verlangt. Wer auffällt, weil er die Anordnungen nicht befolgt (= sich nicht alles gefallen läßt), muß oft mit zusätzlichen Schikanen rechnen.

Gefängnis-Atmosphäre

Viele Schulgebäude haben durch ihre Architektur große Ähnlichkeit mit Gefängnissen: Betonhöfe, Stahltüren, lange Gänge, von denen Räume/Zellen abgehen, ödes finsteres oder graues Aussehen. Lehrer neigen oft dazu, sich wie Gefängnisaufseher zu verhalten. Sie brüllen, beleidigen, erniedrigen und erteilen Befehle. Diese Verhältnisse machen sowohl Lehrer und Aufseher als auch Schüler und Gefangene aggressiv, und tragen zu Gewalt an Schulen und in Gefängnissen bei. Es wird eher Konkurrenz als Solidarität unter einander gefördert.

Eines Tages werdet ihr mir hierfür dankbar sein.

Entmündigung

Schüler wie Gefangene müssen sich an einen starren Tagesablauf halten. Sie werden vor allem als „Schüler“ und „Häftlinge“ verwaltet, aber zählen nicht als Personen. Privatsphäre ist da kaum möglich, es herrscht ständige Überwachung. Manchmal darf man nicht mal ohne Erlaubnis aufs Klo gehen.

Die oben genannten  Ungerechtig-
keiten und Zustände tragen nicht dazu
bei, im Leben später / draußen klar zu kommen.


Wir KinderRÄchTsZÄnker denken, daß sich an diesen Zuständen viel und grundsätzlich etwas ändern muß. Und wie sehen Alternativen nun aus? Tja, dafür ist hier nicht genug Platz.

Wer will, kann ja mal unter www.kraetzae.de/schule.htm nachsehen oder uns in unserem Laden in der Dunckerstr. 11 im Prenzlauer Berg besuchen. Außerdem laden wir alle ein, an unserer Idee einer Schülerberatung mitzumachen oder Ihr holt Euch erstmal nur Infomaterial. Wir treffen uns immer Mittwochs und Freitags ab 15 Uhr.
Telefonisch erreicht Ihr uns unter 44 797 22.

Auch daß es früher noch schlimmer war, rechtfertigt die jetzigen Verhältnisse nicht.

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