Ankunft am Slobby Day
Wie ich Summerhill erlebte
Am Freitag, den 27.10.2000 um 9 Uhr erreichten wir Summerhill. Zuerst
wurden wir sehr förmlich im Sekretariat begrüßt. Wir mußten
uns in ein Gästebuch einschreiben und bekamen alle Namensschilder.
Während wir dann in der Lounge warteten, schauten wir uns die ganzen
Regeln an. Dann kam irgendwann eine der Houseparents* für die jüngsten
Kinder. Sie führte uns über das Gelände. Die Schlafräume
der Schüler durften wir leider nicht sehen. Aber das ist auch ganz
klar, denn es kommen jährlich so viele Besucher (Eltern mit ihren
Kindern, irgendwelche Pädagogen oder halt Leute wie wir), daß
es wahrscheinlich sehr nervig wäre, wenn an jedem Besuchertag massig
viele Leute durch alle Zimmer rennen. Wir sahen die Cafeteria, einen Handwerkerraum,
einen großen Arbeitsraum, die Lounge, die auch als Meetingraum dient,
und das Gelände. Eigentlich führen Schüler die Besucher
rum, weil aber am Tag davor beschlossen worden war, daß heute ausnahmsweise
Slobby Day* sein sollte, schliefen die meisten noch, als wir ankamen.
Aus diesem Grund konnten wir leider auch keinen Einblick in den normalen
Schulalltag in Summerhill kriegen. Jedenfalls waren wir dann auch ziemlich
schnell uns selbst überlassen, und wir überlegten, was wir jetzt
machen könnten, um noch möglichst viel von Summerhill zu erfahren.
Da kam der Mathelehrer Ian auf uns zu. Er bot uns an, von Summerhill zu
erzählen und unsere Fragen zu beantworten.
Wir setzten uns an einen großen Tisch im Essensraum zusammen, unterhielten
uns und bekamen Tee und Kekse. Immer wieder kamen Schüler herein,
die entweder das Kids-Phone* im Raum benutzen wollten, oder andere, die
nach einem kurzen, genervten Blick auf uns den Raum schnell wieder verließen.
Nachdem wir dann im Ort waren und eklig fettige Fish-and-Chips* gegessen
hatten (manche fanden sie sogar lecker!), kehrten wir zur Schule zurück
und konnten am wöchentlichen Meeting* teilnehmen. Danach bereiteten
einige Summerhillians* die große Halloweenparty* vor.

Das grünbewachsene, backsteinrote Summerhill-Hauptgebäude
Wir quartierten uns währenddessen in der Cafeteria ein. Immer wieder
schauten Schüler rein, die meisten waren jedoch zu schüchtern
oder zu genervt und gingen gleich wieder. Irgendwann schafften wir es
dann aber doch, mit einem ins Gespräch zu kommen. Er hieß Freddy
und war ein verdammt cooler und lustiger neunjähriger Junge. Er beantwortete
unsere Fragen und spielte uns Filmszenen aus Matrix vor. Auch Karl, der
13 ist, kam irgendwann zu uns. Er kommt aus Deutschland und ist seit 1½
Jahren in Summerhill, da er, wie er meinte, in seinen vorherigen Schulen
nur Unsinn gemacht habe. Später lernten Paula und ich auch noch Carmen
kennen. Sie kommt aus Berlin und ist vor 4 Jahren mit ihren Eltern und
ihrer großen Schwester nach Summerhill gekommen, um sich die Schule
anzuschauen. Den beiden gefiel es so gut, daß sie am liebsten gleich
dageblieben wären. Auch heute noch denkt sie, daß es die richtige
Entscheidung war. Sie fühlt sich hier sehr wohl, auch wenn sie ihre
Eltern und ihre Verwandten nur in den Ferien sieht.
Am Abend hatten wir noch angeboten, interessierten Leuten von K.R.Ä.T.Z.Ä.
zu erzählen und mit ihnen zu diskutieren. Es kamen nicht sehr viele,
und ich konnte der Diskussion auch nicht richtig folgen, da mir immer
noch ein bißchen schlecht von den Fish-and-Chips war und mein Englisch
auch nicht das beste ist. In der letzten Stunde, bevor wir dann um 22
Uhr Bettruhe hatten, beschäftigten wir uns noch mit verschiedenen
Dingen. Einige setzten sich zu Summerhillians ans Lagerfeuer, andere machten
eine kleine Musiksession, chatteten im Internet oder streiften über
das Gelände.
Insgesamt denke ich, daß Summerhill ein Ort ist, an dem sich die
Schüler wohlfühlen. Jüngere sowie Ältere gehen sehr
lieb miteinander um und respektieren sich gegenseitig. Auch wenn uns viele
Regeln etwas komisch vorkamen, die Summerhillians wollen sie für
ihr Zusammenleben, und sie wissen, sie können sie jederzeit demokratisch
ändern.