Kurzbeschreibung von Summerhill

Summerhill ist eine private Internatsschule in Leiston (Suffolk, England). Ziel der 1921 von Alexander Sutherland Neill gegründeten Schule ist es, persönliche Freiheit auch für Kinder und Jugendliche zu verwirklichen. Es gibt zwar Kurse, jedoch ist die Teilnahme daran freiwillig und es gibt bis zum Abschluß auch keine Zensuren oder etwas vergleichbares. Dies gilt für Fünf- oder Siebenjährige genauso wie für 16jährige.
Kinder und Erwachsene sind weitgehend gleichberechtigt. Es gibt allerdings auch Regeln, die im Widerspruch zur Gleichberechtigung stehen, so zum Beispiel die nächtlichen Ruhezeiten, die direkt vom Alter der Kinder bzw. Jugendlichen abhängen.

Eine „Schule ohne Regeln" ist Summerhill definitiv nicht. Es gibt über 200 Regeln - wahrscheinlich mehr als in irgend einer anderen britischen Schule. Und all diese Regeln sind vom wöchentlichen Allgemeinen Meeting* demokratisch beschlossen worden, bei dem jedes Kind und jeder Erwachsene eine Stimme hat. Allerdings ist die Demokratie an Summerhill nicht allumfassend. Die Einstellung von Lehrern oder die Verwendung der Gelder werden von der Schulleiterin beschlossen, die nicht demokratisch legitimiert ist, sondern die Schule und damit ihren Posten geerbt hat.
Auf einem zweiten wöchentlichen Treffen, dem Tribunal*, werden Beschwerden über Verstöße gegen die Regeln verhandelt und gegebenenfalls Strafen verhängt.
Im wesentlichen gibt es in der Gemeinschaft, die aus ca. 65 Kindern und Jugendlichen sowie acht Lehrern und drei Betreuern besteht und sehr international zusammengesetzt ist, eine Altersmischung. In Bezug auf den Unterricht - es gibt eine Gruppe für die Bis10jährigen, eine für die 10- bis 12jährigen sowie thematische Kurse für die älteren - ist die Altersmischung nicht vollkommen. Auch die Unterbringung der Internatsschüler (nur eine kleine Minderheit sind Tagesschüler aus der Umgebung) geschieht in vier nach dem Alter getrennten Gruppen.

Summerhill
Ohne Ian hätten wir vieles nicht erfahren

Alles in allem ist Summerhill, „die erste Kinderdemokratie der Welt", ein Ort, an dem man sich wohlfühlen kann. Obwohl Summerhill seit mehr als einem dreiviertel Jahrhundert wunderbar funktioniert, wurde die Schließung angedroht. Die britische Regierung wollte, daß die Kinder zum Unterricht gezwungen werden, was aber radikal im Widerspruch zur Philosophie dieser Schule steht. Die Behauptung, daß Summerhill-Schüler ungebildet seien, ist schlicht falsch. Ihre GCSEs* liegen über dem Landesdurchschnitt. Am 23. März 2000 ließ das Bildungsministerium die Beschwerde gegen Summerhill unerwartet fallen.

Martin Wilke